Expertenerkenntnis: Es gab nie eine „Abkehr vom Auto“

Foto: Pixabay

Mehrere Experten haben die Mobilität junger Menschen in Deutschland näher untersucht und die damit verbundenen Implikationen für die Verkehrswende hinterfragt. Die zentrale Erkenntnis ist, dass es nie eine Ankehr vom Auto bei jungen Menschen gegeben hat, wenn man die Einflussfaktoren umfassend betrachtet. Damit würde das Auto ein fester Teil der Mobilität der Zukunft bleiben und die Mobilitätsbranche, wie auch die Carwash-Branche könnte zuversichtlicher in die Zukunft blicken.

Kürzlich ergab eine weltweite Studie des internationalen Automobilclub-Dachverbands FIA, dass 56 Prozent der Befragten zwischen 16 und 25 Jahren das Besitzen eines eigenen Autos als ein wichtiges Lebensziel betrachten. In Deutschland sind es immerhin 45 Prozent. Hingegen ziehen nur 25 Prozent Carsharing oder Mietwagen in Betracht.

Dass das Interesse am eigenen Fahrzeug unter jungen Deutschen zwischenzeitlich abzunehmen scheint, zeigen die Daten des Kraftfahrtbundesamts in einen Rückgang der Autodichte bei 18- bis 24-Jährigen von ihrem Höchststand von 272 Autos pro 1.000 Personen im Jahr 2000 auf 152 in den Jahren 2008 und 2009. Dieser Rückgang sei jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass junge Menschen sich vom Auto abgewandt haben. „Vielmehr waren sozioökonomische Faktoren dafür verantwortlich“, erklärt Tobias Kuhnimhof, Mobilitätsforscher an der RWTH Aachen.

Viele junge Leute zogen damals zum Studieren in die Großstädte, wodurch sich die Familiengründung, die oft mit dem Kauf eines Autos einhergeht, verzögerte. Gleichzeitig führten viele Hochschulen Semestertickets für den öffentlichen Nahverkehr ein. Hinzu kam, dass infolge der Finanzkrise von 2007/2008 und später während der Flüchtlingskrise von 2015/2016 viele junge Menschen aus Südeuropa – oft ohne Führerschein und eigenes Auto – nach Deutschland kamen.

„Es hat tatsächlich nie einen signifikanten Trendwechsel gegeben.“ Der Anteil der Autofahrer steigt seit Jahren wieder an. Im Jahr 2022 erreichte er mit 188 Autos pro 1.000 Personen bei 18- bis 24-Jährigen einen neuen Höchstwert.

Trotz Klimakrise, Homeoffice und hoher Spritpreise betrachten 88 Prozent der Menschen den eigenen Führerschein als wichtig für das tägliche Leben, wie eine repräsentative Befragung des TÜV-Verbands im Jahr 2022 ergab. Dies gilt auch für die junge Generation: „Für 76 Prozent der 16- bis 29-jährigen Führerscheinbesitzer ist die Fahrerlaubnis für das tägliche Leben wichtig oder sehr wichtig.“

Laut Kuhnimhof steigen die Menschen dort, wo der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird, auch auf andere Verkehrsmittel um. Diese Alternativen müssen jedoch nicht nur vorhanden und zuverlässig sein, sondern auch kostengünstig. Allerdings sind Bahn- und Busfahrten vielerorts teurer geworden, es sei denn, man entscheidet sich für ein Deutschlandticket. Autofahren bleibt im Vergleich dazu relativ kostengünstig, auch aufgrund seiner anhaltenden Subventionierung mit Milliarden Euro, beispielsweise durch die Pendlerpauschale und steuerliche Vorteile für Dienstwagen. Die Kfz-Steuer für ältere Verbrenner bleibt bisher ebenfalls unberührt.

Obwohl die Spritpreise derzeit auf Rekordhöhe sind, sind die Deutschen laut Mobilitätsforscher Kuhnimhof noch nie so kostengünstig Auto gefahren. Dies liegt daran, dass die Einkommen gestiegen sind und moderne Motoren weniger Sprit verbrauchen als früher. Angesichts der finanziellen Herausforderungen achten junge Menschen bekanntermaßen besonders auf ihr Budget.

Hoffnung für die Mobilitätsbranche

Die genaue Betrachtung der Daten zeigt, dass das vermeintliche Desinteresse der Gen-Z am Auto nicht in Stein gemeißelt ist. Ob Menschen Autofahren oder andere Mobilitätslösungen nutzen, hängt stark von den Lebensumständen ab. Es scheint also so, als würde noch deutlich länger als zuletzt angenommenen Autos und deren Sauberkeit eine relevante Größe darstellen. Die Komplexität der Zusammenhänge erleichtert unternehmerische Entscheidungen mit Weitblick nicht, doch zeigt es gleichzeitig, dass eine genaue Analyse der relevanten Daten eine passende Grundlage für Investitionen bieten kann.

Autor: Sandra Schäfer

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Mehrere Experten haben die Mobilität junger Menschen in Deutschland näher untersucht und die damit verbundenen Implikationen für die Verkehrswende hinterfragt. Die zentrale Erkenntnis ist, dass es nie eine Ankehr vom Auto bei jungen Menschen gegeben hat, wenn man die Einflussfaktoren umfassend betrachtet. Damit würde das Auto ein fester Teil der Mobilität der Zukunft bleiben und die Mobilitätsbranche, wie auch die Carwash-Branche könnte zuversichtlicher in die Zukunft blicken.

Kürzlich ergab eine weltweite Studie des internationalen Automobilclub-Dachverbands FIA, dass 56 Prozent der Befragten zwischen 16 und 25 Jahren das Besitzen eines eigenen Autos als ein wichtiges Lebensziel betrachten. In Deutschland sind es immerhin 45 Prozent. Hingegen ziehen nur 25 Prozent Carsharing oder Mietwagen in Betracht.

Dass das Interesse am eigenen Fahrzeug unter jungen Deutschen zwischenzeitlich abzunehmen scheint, zeigen die Daten des Kraftfahrtbundesamts in einen Rückgang der Autodichte bei 18- bis 24-Jährigen von ihrem Höchststand von 272 Autos pro 1.000 Personen im Jahr 2000 auf 152 in den Jahren 2008 und 2009. Dieser Rückgang sei jedoch nicht darauf zurückzuführen, dass junge Menschen sich vom Auto abgewandt haben. „Vielmehr waren sozioökonomische Faktoren dafür verantwortlich“, erklärt Tobias Kuhnimhof, Mobilitätsforscher an der RWTH Aachen.

Viele junge Leute zogen damals zum Studieren in die Großstädte, wodurch sich die Familiengründung, die oft mit dem Kauf eines Autos einhergeht, verzögerte. Gleichzeitig führten viele Hochschulen Semestertickets für den öffentlichen Nahverkehr ein. Hinzu kam, dass infolge der Finanzkrise von 2007/2008 und später während der Flüchtlingskrise von 2015/2016 viele junge Menschen aus Südeuropa – oft ohne Führerschein und eigenes Auto – nach Deutschland kamen.

„Es hat tatsächlich nie einen signifikanten Trendwechsel gegeben.“ Der Anteil der Autofahrer steigt seit Jahren wieder an. Im Jahr 2022 erreichte er mit 188 Autos pro 1.000 Personen bei 18- bis 24-Jährigen einen neuen Höchstwert.

Trotz Klimakrise, Homeoffice und hoher Spritpreise betrachten 88 Prozent der Menschen den eigenen Führerschein als wichtig für das tägliche Leben, wie eine repräsentative Befragung des TÜV-Verbands im Jahr 2022 ergab. Dies gilt auch für die junge Generation: „Für 76 Prozent der 16- bis 29-jährigen Führerscheinbesitzer ist die Fahrerlaubnis für das tägliche Leben wichtig oder sehr wichtig.“

Laut Kuhnimhof steigen die Menschen dort, wo der öffentliche Nahverkehr ausgebaut wird, auch auf andere Verkehrsmittel um. Diese Alternativen müssen jedoch nicht nur vorhanden und zuverlässig sein, sondern auch kostengünstig. Allerdings sind Bahn- und Busfahrten vielerorts teurer geworden, es sei denn, man entscheidet sich für ein Deutschlandticket. Autofahren bleibt im Vergleich dazu relativ kostengünstig, auch aufgrund seiner anhaltenden Subventionierung mit Milliarden Euro, beispielsweise durch die Pendlerpauschale und steuerliche Vorteile für Dienstwagen. Die Kfz-Steuer für ältere Verbrenner bleibt bisher ebenfalls unberührt.

Obwohl die Spritpreise derzeit auf Rekordhöhe sind, sind die Deutschen laut Mobilitätsforscher Kuhnimhof noch nie so kostengünstig Auto gefahren. Dies liegt daran, dass die Einkommen gestiegen sind und moderne Motoren weniger Sprit verbrauchen als früher. Angesichts der finanziellen Herausforderungen achten junge Menschen bekanntermaßen besonders auf ihr Budget.

Hoffnung für die Mobilitätsbranche

Die genaue Betrachtung der Daten zeigt, dass das vermeintliche Desinteresse der Gen-Z am Auto nicht in Stein gemeißelt ist. Ob Menschen Autofahren oder andere Mobilitätslösungen nutzen, hängt stark von den Lebensumständen ab. Es scheint also so, als würde noch deutlich länger als zuletzt angenommenen Autos und deren Sauberkeit eine relevante Größe darstellen. Die Komplexität der Zusammenhänge erleichtert unternehmerische Entscheidungen mit Weitblick nicht, doch zeigt es gleichzeitig, dass eine genaue Analyse der relevanten Daten eine passende Grundlage für Investitionen bieten kann.

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