Gehören Oldtimer in die Waschanlage?

In der Szene der Oldtimer-Liebhaber scheiden sich die Geister, ob Oldtimer ohne Probleme in der Waschanlage gewaschen werden können. Die „Auto Bild Klassik“ widmete sich diesem Thema zuletzt aufgrund des 50. Geburtstages des Mercedes SL (R 107). 

Die Pflege von Oldtimern ist ein sensibles Thema für die Besitzer. Oldtimer, oder auch Klassik-Autos genannt, werden häufig als Wertanlagen genutzt oder sind mit einem hohen emotionalen Faktor belegt. Auch Reparaturen sind aufwändiger und kostspieliger. Beschädigungen wollen die Besitzer daher in jedem Fall vermeiden. Wie sie ihre Fahrzeuge reinigen, ist für manch einen schon eine Glaubensfrage.

Perfektionisten waschen von Hand

Die Handwäsche ist für Autoliebhaber auch mit Emotionen verbunden. Sie wollen es lieber selbst in der Hand haben, als die Reinigung einer Maschine zu überlassen. Michael Schießl, Reporter des Magazins „Auto Bild Klassik“, betrachtet die Handwäsche auch als kleine Inspektion, weil er eben beim Waschen überall genauer hinsehen würde. „Das Ganze dauert etwas länger als in der Waschanlage, das gehört aber dazu und erinnert mich an früher, als ich sonnabends den Strichachter meines Vaters waschen durfte … na gut, musste. Jeder Winkel der Karosserie samt entsprechendem Reinigungsvorgang ist mir noch vertraut.“ Schießl nutzt dafür Selbstwaschanlagen. Aber auch hier kritisiert er die Kosten, die er als hoch empfindet. „Von Ersparnis kann hier zwar keine Rede sein – die SB-Waschbox schluckt die Münzen im Akkord.“

Pragmatiker fahren in die Autowaschanlage

Sein Kollege, Knut Simon, ebenfalls Reporter bei „Auto Bild Klassik“ sieht das Ganze praktischer. Auch er hat in seiner Jugend die Fahrzeuge der Familie von Hand gewaschen, was sicher auch die heutige Leidenschaft an Oldtimern förderte. Er drückt es ganz deutlich aus: „Warum? Weil ich pragmatisch bin, dreckverkrustete Karossen aber hasse. Und bist du nicht mehr Enkel, sondern vierfacher Vater, rutscht der Alltagsklassiker schnell in die Waschmaschine am Wegesrand. Und: Viele Klassiker-Besitzer, die wie ich in der Stadt leben, haben keinen privaten Autopflege-Bereich.“ Selbstwaschanlagen hingegen kommen für ihn nicht infrage. Einerseits aus dem Argument der geringen Zeit. Andererseits aber auch, weil es ihn für ihn „Akkord-Schrubben“ bedeuten würde. Die Uhr der SB-Waschbox tickt unaufhörlich runter und eine drängelnde Schlange hinter ihm, mag er auch nicht aushalten.

Schlechte Erfahrungen mit Oldtimern

Doch wie erreicht man Kunden, für die Autowaschen mit solch starken Emotionen und Überzeugungen verbunden ist? Beide Reporter berichten eben auch, dass sie sehr wohl mit einem Oldtimer in der Waschanlage waren. Der Selbstwasch-Fan Schießl erlebte jedoch vor 15 Jahren eine Beschädigung an seinem Fahrzeug, deren Reparaturkosten er selbst zahlen musste. Und selbst der Verfechter für die Waschanlage berichtet von einem Schadensfall, der für ihn aber verhältnismäßig glimpflich ablief. Dies zeigt jedoch, dass die Neugierde und die Verlockung der bequemen Autowäsche in einer Waschanlage durchaus auch in der Oldtimer-Szene vertreten ist.

Christ empfiehlt das individuelle Gespräch

Für den Waschtechnikhersteller Christ Wash Systems schließt sich eine automatisierte Wäsche bei einem Oldtimer nicht grundsätzlich aus. Stefan Schwarzer, Christ-Vertriebsleiter für Portalwaschanlagen, kennt die Besonderheiten. „Bei älteren Fahrzeugen ist die Frage von Undichtigkeiten des Fahrzeuges wichtig. Zudem gilt es zu klären, wie der Materialmix der verbauten Materialien auf die Waschchemie reagieren, um zum Beispiel Oberflächenveränderungen bei Eloxalteilen zu verhindern. Wir können jedoch sagen, dass wir die maximalen Lasten und chemischen Belastungen gem. VDA-Siegel einhalten.“ Besitzern von Oldtimer empfiehlt er daher vor der Autowäsche in einer Waschanlage das direkte Gespräch mit dem Waschanlagenbetreiber zu suchen. Der Betreiber kann, falls es nötig wird, auch manuell in den Waschvorgang eingreifen und so auf die Ansprüche von Oldtimern noch besser reagieren.

Oldtimer-Fahrer als Kunden gewinnen

Einen Oldtimer fahren die wenigsten Autofahrer ohne einen Bezug zum Fahrzeug. Das bedeutet, wenn ein Betreiber einen Oldtimer in der Waschanlage begrüßen kann, sollte ihm bewusst sein, dass Vertrauen in die Waschanlage ein zentrales Thema im Verlaufs- und Beratungsgespräch sein sollte. Es kann hilfreich sein, auf bauliche Besonderheit gezielt einzugehen und dabei dir Vorteile der eignen Waschtechnik in das Gespräch einfließen zu lassen. Es wäre weniger hilfreich sich auf Aussagen zu stützen, die der rechtlichen Absicherung und auf die Verantwortung des Kunden abzielen, für den Fall, dass es zu einem Schaden kommt.

Das Image einer Waschanlage hat große Auswirkungen auf die Einstellung der Waschkunden. Gibt es also regionale Oldtimer-Vereinigungen kann es eine Option sein, diese Autoliebhaber gezielt anzusprechen. Einerseits sind sie in der Regel organisiert und so leicht zu identifizieren, andererseits kann man ein gesteigertes Interesse an Autos und deren Pflege voraussetzen. Hier könnte man also durch gezielte Kundenansprache offene Türen einlaufen.

Autor: Sandra Schäfer

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Gehören Oldtimer in die Waschanlage?

In der Szene der Oldtimer-Liebhaber scheiden sich die Geister, ob Oldtimer ohne Probleme in der Waschanlage gewaschen werden können. Die „Auto Bild Klassik“ widmete sich diesem Thema zuletzt aufgrund des 50. Geburtstages des Mercedes SL (R 107). 

Die Pflege von Oldtimern ist ein sensibles Thema für die Besitzer. Oldtimer, oder auch Klassik-Autos genannt, werden häufig als Wertanlagen genutzt oder sind mit einem hohen emotionalen Faktor belegt. Auch Reparaturen sind aufwändiger und kostspieliger. Beschädigungen wollen die Besitzer daher in jedem Fall vermeiden. Wie sie ihre Fahrzeuge reinigen, ist für manch einen schon eine Glaubensfrage.

Perfektionisten waschen von Hand

Die Handwäsche ist für Autoliebhaber auch mit Emotionen verbunden. Sie wollen es lieber selbst in der Hand haben, als die Reinigung einer Maschine zu überlassen. Michael Schießl, Reporter des Magazins „Auto Bild Klassik“, betrachtet die Handwäsche auch als kleine Inspektion, weil er eben beim Waschen überall genauer hinsehen würde. „Das Ganze dauert etwas länger als in der Waschanlage, das gehört aber dazu und erinnert mich an früher, als ich sonnabends den Strichachter meines Vaters waschen durfte … na gut, musste. Jeder Winkel der Karosserie samt entsprechendem Reinigungsvorgang ist mir noch vertraut.“ Schießl nutzt dafür Selbstwaschanlagen. Aber auch hier kritisiert er die Kosten, die er als hoch empfindet. „Von Ersparnis kann hier zwar keine Rede sein – die SB-Waschbox schluckt die Münzen im Akkord.“

Pragmatiker fahren in die Autowaschanlage

Sein Kollege, Knut Simon, ebenfalls Reporter bei „Auto Bild Klassik“ sieht das Ganze praktischer. Auch er hat in seiner Jugend die Fahrzeuge der Familie von Hand gewaschen, was sicher auch die heutige Leidenschaft an Oldtimern förderte. Er drückt es ganz deutlich aus: „Warum? Weil ich pragmatisch bin, dreckverkrustete Karossen aber hasse. Und bist du nicht mehr Enkel, sondern vierfacher Vater, rutscht der Alltagsklassiker schnell in die Waschmaschine am Wegesrand. Und: Viele Klassiker-Besitzer, die wie ich in der Stadt leben, haben keinen privaten Autopflege-Bereich.“ Selbstwaschanlagen hingegen kommen für ihn nicht infrage. Einerseits aus dem Argument der geringen Zeit. Andererseits aber auch, weil es ihn für ihn „Akkord-Schrubben“ bedeuten würde. Die Uhr der SB-Waschbox tickt unaufhörlich runter und eine drängelnde Schlange hinter ihm, mag er auch nicht aushalten.

Schlechte Erfahrungen mit Oldtimern

Doch wie erreicht man Kunden, für die Autowaschen mit solch starken Emotionen und Überzeugungen verbunden ist? Beide Reporter berichten eben auch, dass sie sehr wohl mit einem Oldtimer in der Waschanlage waren. Der Selbstwasch-Fan Schießl erlebte jedoch vor 15 Jahren eine Beschädigung an seinem Fahrzeug, deren Reparaturkosten er selbst zahlen musste. Und selbst der Verfechter für die Waschanlage berichtet von einem Schadensfall, der für ihn aber verhältnismäßig glimpflich ablief. Dies zeigt jedoch, dass die Neugierde und die Verlockung der bequemen Autowäsche in einer Waschanlage durchaus auch in der Oldtimer-Szene vertreten ist.

Christ empfiehlt das individuelle Gespräch

Für den Waschtechnikhersteller Christ Wash Systems schließt sich eine automatisierte Wäsche bei einem Oldtimer nicht grundsätzlich aus. Stefan Schwarzer, Christ-Vertriebsleiter für Portalwaschanlagen, kennt die Besonderheiten. „Bei älteren Fahrzeugen ist die Frage von Undichtigkeiten des Fahrzeuges wichtig. Zudem gilt es zu klären, wie der Materialmix der verbauten Materialien auf die Waschchemie reagieren, um zum Beispiel Oberflächenveränderungen bei Eloxalteilen zu verhindern. Wir können jedoch sagen, dass wir die maximalen Lasten und chemischen Belastungen gem. VDA-Siegel einhalten.“ Besitzern von Oldtimer empfiehlt er daher vor der Autowäsche in einer Waschanlage das direkte Gespräch mit dem Waschanlagenbetreiber zu suchen. Der Betreiber kann, falls es nötig wird, auch manuell in den Waschvorgang eingreifen und so auf die Ansprüche von Oldtimern noch besser reagieren.

Oldtimer-Fahrer als Kunden gewinnen

Einen Oldtimer fahren die wenigsten Autofahrer ohne einen Bezug zum Fahrzeug. Das bedeutet, wenn ein Betreiber einen Oldtimer in der Waschanlage begrüßen kann, sollte ihm bewusst sein, dass Vertrauen in die Waschanlage ein zentrales Thema im Verlaufs- und Beratungsgespräch sein sollte. Es kann hilfreich sein, auf bauliche Besonderheit gezielt einzugehen und dabei dir Vorteile der eignen Waschtechnik in das Gespräch einfließen zu lassen. Es wäre weniger hilfreich sich auf Aussagen zu stützen, die der rechtlichen Absicherung und auf die Verantwortung des Kunden abzielen, für den Fall, dass es zu einem Schaden kommt.

Das Image einer Waschanlage hat große Auswirkungen auf die Einstellung der Waschkunden. Gibt es also regionale Oldtimer-Vereinigungen kann es eine Option sein, diese Autoliebhaber gezielt anzusprechen. Einerseits sind sie in der Regel organisiert und so leicht zu identifizieren, andererseits kann man ein gesteigertes Interesse an Autos und deren Pflege voraussetzen. Hier könnte man also durch gezielte Kundenansprache offene Türen einlaufen.

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