Carsharing wird keine Alternative zum eigenen Auto

Die Autowaschbranche betrachtet das Wachstum des Carsharings mit großem Misstrauen. Wird es bald keine Autos mehr geben, die klassisch einen festen Besitzer haben, der sich um Unterhalt und Pflege selbst kümmern muss? Carsharing könnte den Autobesitz ablösen. Eine aktuelle Studie liefert aber mehrere Gründe, die für Beruhigung sorgen können.

Die Tankstellenkette HEM hat im September 2021 fast 2.000 Personen über 18 Jahren befragt, wie sie zum Thema Carsharing stehen. Die sehr große Mehrheit von 81 Prozent beantwortete die Frage, ob sie Carsharing selbst nutzen würde, mit „Nein“. Sogar ein Drittel aller Befragten sagte aus, nicht zu wissen, ob es in ihrer Nähe ein Carsharing-Angebot geben würde. Nur ein Prozent der Befragten bestätigte Carsharing regelmäßig zu nutzen.

Aktuelle Nutzungslage des Autos

Die mangelnde Nutzung von Carsharing-Angeboten kann Erkenntnissen der Studie folgend nicht an einer Einschränkung der Autonutzung liegen. Von allen Befragten legten 86 Prozent den Großteil ihres Arbeitsweges mit dem Auto zurück. Etwa dreiviertel dieser Personen nutzten dabei das Auto alleine.

Das Carsharing-Angebot in Deutschland ist mittlerweile gewachsen. Den Erkenntnissen der Deutschen Tamoil, dem Mineralölunternehmen hinter der Marke HEM, folgend, sind derzeit 228 Carsharing-Anbieter auf dem deutschen Markt aktiv. Sie bieten 26.220 Carsharing-Fahrzeuge für ihre Kunden an. Genauere Betrachtungen zeigen jedoch, dass sich das Angebot nicht flächendeckend über Deutschland verteilt, sondern sich auf Ballungsräume wie Großstädte und Transportschnittstellen wie Flughäfen konzentriert.

Gründe für wenig Carsharing-Nutzung

Der Deutsche legt Wert auf sein eigenes Auto. Dieses klare Bekenntnis kann man aus den Antworten der Befragten ableiten, da 48 Prozent dies so bestätigten. Andere Antworten zeigten, dass Carsharing aktuell noch zu umständlich in der Handhabung ist oder das Angebot als zu teuer wahrgenommen wird. Es zeigt sich nur eine große Ausnahme, wenn der deutsche Autofahrer eher bereit ist, Carsharing zu nutzen. Dies sind One-Way-Strecken, etwas auf dem Weg zum oder vom Flughafen oder auf längeren Fahrten. Hier nutzen immerhin 22 Prozent der Befragten bereits jetzt Carsharing-Angebote.

Aufatmen für die Carwash-Branche

Würden deutsche Autofahrer bereits heute schon sehr viel stärker auf Carsharing zurückgreifen, würde dies einen starken Umbruch in der Carwash-Branche bedeuten. Die Nutzer von Carsharing-Fahrzeugen dürften erwartungsgemäß nicht viel Geld in die Autowäsche eines Fahrzeuges investieren, das ihnen nicht gehört. Gerade bei One-Way-Nutzungen ist die Autowäsche von keiner Relevanz beim Endkunden.

Die Fahrzeugwäsche würde sich dann auf die Anbieter des Carsharing-Angebotes konzentrieren. Hier wäre wohl nicht damit zu rechnen, dass diese öfter die Waschanlage wechseln und daher in großen Mengen als Kunden gewonnen werden können. Gleichzeitig gäbe es zu befürchten, dass Carsharing-Anbieter die Pflege ihrer Flotte eigenständig wahrnehmen und Waschanlagen zur Eigenwäsche betreiben. Der Autowaschmarkt wie wir ihn heute kennen, würde in einem solchen Szenario sehr stark eingeschränkt werden. Die aktuellen Zahlen und Erkenntnisse der HEM-Studie zum Carsharing belegen, dass der deutsche Markt aktuell noch weit von dieser Entwicklung entfernt ist. Für Carwash-Betreiber und Unternehmer, die derzeit den Bau von Waschanlagen planen, dürfte dies für Zuversicht sorgen.

Autor: Sandra Schäfer

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